Legenden am Leuchtfeuer - Teil 2: So habt ihr die Geschichte von Dark Souls noch nie gehört!

Der Ritter neigte sein Gesicht ein letztes Mal. Ihn verließ sichtlich die Kraft. "Ihr wart bereits in Astora?"

Ich ließ mich auf eines meiner Knie nieder und senkte das Kinn. "Es ist die Heimat meiner Vorfahren, mein Herr."

"Dann bitte ich euch", unter Anstrengung legte er mir seine Klinge in den Schoß, "läutet die Glocken. Es ist euer Schicksal."

"Das Schicksal meinte es bisher nicht gut mit mir. Selbst Velka hat bereits aufgehört, meine Sünden zu zählen." Ich umfasste sein Handgelenk und drückte die Klinge von mir.

"Ich bitte euch." Seine Stimme drohte zu brechen. "Unternehmt eine letzte Pilgerreise in den Süden. Die Sündengöttin Velka wird euch leiten."

Meine Finger legten sich knarzend um den Schwertknauf. Die blutverschmierte Brust des Ritters hob und sank sich unruhig. Tiefe, schwarz-rote Wunden klafften in seinem Fleisch. "Was wird mich dort erwarten?", raunte ich ihm zu.

"Wie ich bereits sagte", er konnte das Zittern in seinen Armen nicht länger kontrollieren, "... die Wahrheit."

Ich seufzte. Einige Flecken Estus klebten dickflüssig wie Honig an meiner Oberlippe. Ich wischte mit dem Handrücken über mein blasses Gesicht. "Nun gut. Ihr habt mir die Freiheit geschenkt, Ritter Astoras. In eurem Namen trete ich meine Pilgerreise nach Lordran an."

Der Ritter packte mich am Unterarm und drückte fest zu. Weiter reichte seine kraftlose Hand nicht mehr. Es war eine freundschaftliche Geste seinerseits. Ein Schwur, der uns beide verband.

"Lebewohl", sprach ich.

"Lebewohl", erwiderte er leise.

Kurz nachdem ich die Kammer verlassen hatte, hörte ich, wie sein lebloser Körper zur Seite sackte.

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Willkommen am Feuerband-Schrein

Abertausende Eiskristalle zogen mit dem Sturmwind um die nördlichen Gebirgsketten. Von einem steilen Berghang aus überblickte ich den in Finsternis gehüllten Süden. Schneeverhangene Gipfel, so weit meine Augen reichten. Ich spannte die schweren Schultern an. Dabei reckte ich die Klinge in meiner linken Hand in die schneeweiße Höhe.

Ein schneidender Wind zog in mein Gesicht. Gefolgt vom Wind ereilte mich ein Schatten. Der Schatten Velkas: Eine gewaltige Krähe brach zwischen den Wolkendecken hervor und breitete ihre schwarzen Schwingen aus. Ihre Krallen legten sich um meine Schultern und sie trug mich weit, weit in den Süden hinein.

Zwei Nächte lang durchquerten wir den eisigen Himmel. Bis wir am dritten Tag, an Seite der Morgensonne, die prächtigen Burgmauern Lordrans erreichten. Trotz der hellroten Lichtflut erhoben sich die Mauern düster, wie von Schatten geküsst, in das Firmament.

Die Krähe lockerte im Sturzflug ihre Krallen, sodass ich in die Ruinen eines Schreins stürzte. Zerstörte Säulen und Torbögen zogen sich in engen Kreisen über das dunkle Gras. Verworrene Efeudecken wanden sich um lose Steinziegel. Unmittelbar in meiner Nähe stieß ich auf ein Leuchtfeuer.

Es sorgte für ein weiteres, unscheinbares Lächeln in meinem Gesicht. Ich warf den Kopf in den Nacken. Der bronzene Morgenhimmel erstreckte sich hinter dem dichten Blättermeer der Bäume. Ich hatte Lordran erreicht. Das Land der Alten Fürsten.

Quelle: pcgames.de "Na, was haben wir denn hier? Ihr seid gewiss ein Neuankömmling."

Ich wandte mich in Richtung der Stimme. Ein Fremder saß breitbeinig auf dem Gemäuer. Eine Kettenrüstung umschlang seine Gliedmaßen.

"Und wenn dem so wäre?", fragte ich knapp. Vor ihm blieb ich abwartend stehen.

"Lasst mich raten. Schicksal der Untoten? Da seid ihr nicht der Erste. Doch hier wartet keine Erlösung. Eher hättet ihr im Asyl der Untoten verrotten sollen ... doch zu spät ist es nun."

Ohne einmal weit auszuholen, schmetterte ich meine geballte Faust gegen seinen Kiefer.

Erschrocken fasste er sich an das Gesicht. "Du lausige Ratte! Was soll das?!"

"Sagt mir nicht, wo ich zu verrotten habe."

"Ich mag niedergeschlagen sein, aber ich bin nicht wehrlos, du Schlingel!" Ein Grinsen huschte über seine Lippen. "Oh, hast du dieses furchtbar mürrische Mädchen bereits gesehen? ... Die Feuerhüterin. Sie steckt fest, um das Feuer am Brennen zu halten. Traurig, wirklich. Sie ist stumm und an diesen verlassenen Ort gebunden. In ihrem Dorf schnitt man ihr wohl die Zunge raus, damit sie den Namen eines Gottes nicht vergeblich ausspricht. Wie schaffen es diese Märtyrer, sich durchzuschlagen? Ich würde sofort schlapp machen."

Er brach in schallendes Gelächter aus. Ich wandte ihm wortlos den Rücken zu und stieg tiefer den Schrein hinab. Die Ruinen eröffneten sich vor mir einem hungrigen Schlund ähnelnd; Zahlreiche Säulen spickten den Moosboden wie graue Zähne.

Im Gestein eingelassen entdeckte ich rotbraune Gitterstäbe, die auf eine Kerkerzelle hinwiesen. Ein Mädchen in verunreinigter Robe saß dahinter, die Hände im Schoß zusammengelegt, den starren Blick auf die Erde gerichtet.

"Hallo ..." Das Mädchen regte sich nicht. "Ich habe gehört, man habe dir die Zunge herausgeschnitten." Sie beachtete mich nicht. Ich ließ meine Klinge in das Gras gleiten. Nun begutachtete sie zögernd den Stahl zu meinen Füßen. "Du bist eine Feuerhüterin. Was hat das zu bedeuten?" Ihre Augen blieben an meiner Klinge haften.