Legenden am Leuchtfeuer - Teil 2: So habt ihr die Geschichte von Dark Souls noch nie gehört!

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Special Malik Brugger - Autor Stefan Wilhelm - Redakteur Annika Menzel - Redakteurin
Legenden am Leuchtfeuer - Teil 2: So habt ihr die Geschichte von Dark Souls noch nie gehört!
Quelle: From Software

Die Lore von Dark Souls fasziniert Fans bis heute. Unser Autor erzählt euch die Geschichte durch die Augen der Figuren, die sie geprägt haben.

Sie spuckten dutzende Funken in den Winterhimmel. Goldgelbe Funken. Sie erinnerten mich an meine Heimat. An die Glühwürmchen, verborgen in den Wäldern Astoras. Verdutzt berührte ich mein Gesicht. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Ich konnte die Wärme spüren, die mir das Leuchtfeuer anvertraute. Wärme, die meinen untoten Körper umhüllte. Ich sank zu Boden, um zu rasten.

Der Dämon des Asyls

Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen die schweren Holztore, die mir Zugang zu den Ruinen der Vorhalle boten. Nur noch wenige Schritte, bis ich die Gefangenschaft hinter mir lassen würde. Ein Schritt. Im Augenwinkel beobachtete ich meinen Atem aufsteigen. Zwei Schritte. Mein Herzschlag war kaum zu vernehmen. Drei Schritte.

Ein gewaltiger Schatten spannte sich über die Ruinen. Ich hob den Kopf, um zu sehen, was den Schatten warf. Gerade noch rechtzeitig konnte ich zur Seite hechten, als ein Dämon auf mich herabstürzte. Ein eisiger Aufwind aus Steinbrocken und Staub riss mich einige Meter mit sich. Schwer schnaufend fingen meine Augen das Ungetüm ein: Grüne, ledrige Haut umgab einen wulstigen Körper, aus dessen Rumpf ein knochenartiges Geweih schaute.

Aus demselben Knochen schien sein langer Schweif geformt. Kurze Flügel, die seinen Körper wohl kaum in der Luft halten konnten, schauten aus seinem fleischigen Rücken. In den Pranken hielt die Kreatur einen massiven Hammer aus Stein, dessen Gewicht allein mich bereits zermalmen würde. Der Dämon fletschte seine Reißzähne. Er war der Wächter dieses Asyls.

Jeder seiner trägen, schweren Schritte brachte die Ruinen zum Erbeben. Ich presste die Hand auf mein schmerzendes Knie und erhob mich. Mein Blick schoss in Richtung des Holztors. Der Ausgang. Ich stürmte voran. Ein gezielter Hammerschlag des Wächters schnitt mir den Weg ab und warf mich abermals zu Boden.

Der Erwählte Untote stellt sich dem Asyl-Dämon. Quelle: Bandai Namco Dumpfer Schmerz wallte durch meine eisigen Knochen. Der darauffolgende Hammerhieb riss mich durch die starre Luft. Einige meiner Rippen zerbarsten. Das graue Licht des Himmels war zum Greifen nah. Ich stürzte aber in die Schatten, gegen eine Handvoll verblichener Vasen. Scherben fraßen sich in meine Haut. Angestrengt atmete ich all den Schmerz aus.

Der Dämon öffnete sein blutverschmiertes Maul. Ein dröhnendes Brüllen erfüllte die Ruinen. In wankender Haltung schmetterte ich die schwarze Porzellanurne in seinen Rachen. Der Hammer fuhr auf mich herab. Ich hielt mir schützend die Hand vor das Gesicht. Ein knapper Atemzug.

Dann explodierte die Feuerurne inmitten des Dämons. Flammen und Blut wallten über den Ruinenboden. Der massive Hammer schlug neben mir auf. In einer Ansammlung aus hellweißem Licht löste sich der Wächter auf. Die Kraft in meinen Beinen verließ mich. Ich sackte zusammen.

Das letzte Tor stand weit offen. Der Frostwind zog über meine Haut. Dunkle Blutergüsse zogen sich über meine Bauchdecke. Ein finaler Schritt und ich wäre frei. Allerdings wollte ich wissen, wo er war. Der Ritter, der mir die Freiheit geschenkt hatte. Ich machte kehrt und stieg die alten Treppen hinab, den Tiefen des Asyls entgegen.

Ein Hoffnungsschimmer im Flakon

Meine Suche führte mich in die oberen Stockwerke. Blecherne Laute wiesen mir den Weg in eine abgelegene Kammer, die ich durch eine große Öffnung im Gemäuer betrat. Zwischen feuchten Steintrümmern und dem letzten, gleißenden Licht fand ich jenen Ritter. Ausgezehrt lag er in einer schwarzen Wasserlache. Behutsam trat ich an ihn heran. Das Wasser kräuselte sich zwischen meinen nackten Füßen.

"... Oh, ihr ... ihr seid keine Hülle, oder?"

Ich schüttelte kraftlos den Kopf. Meine Augen wanderten über die feinen, goldenen Linien seines Schildwappens. Es war das Wappen meiner Heimat Astora.

"Gott sei Dank ...", antwortete er rasch. Seine Stimme verhallte in den Schatten. "Ich fürchte, um mich ist es geschehen. Schon bald werde ich sterben und meinen Verstand verlieren." Er legte eine kurze Pause ein, ohne Luft zu holen. "Ich möchte euch um etwas bitten. Ihr seid untot, so wie ich ... Bitte hört mich an!"

"Macht es knapp", erwiderte ich. Meine Hand wanderte zu den gebrochenen Rippen.

"Leider scheiterte ich auf meiner Mission. Doch vielleicht vermögt ihr die Fackel zu tragen. In meiner Familie gibt es eine alte Legende. Ihr, die ihr untot seid, ihr seid erwählt. Nach eurem Auszug aus dem Asyl der Untoten sollt Ihr euch in das Land der Alten Fürsten begeben. Wenn ihr die Glocke der Erweckung läutet, erkennt ihr das Schicksal der Untoten. Tja, nun wisst ihr's ... Und ich kann hoffenden Herzen sterben. Oh, eines noch ... nehmt dies. Mein letztes Estus-Flakon."

Er hielt mir das besagte Flakon hin. Eine Flüssigkeit - hellt, rot, wie die Sonne selbst - schwankte im Bauch des Glasgefäßes hin und her.

"Nun muss ich euch verabschieden. Ich würde euch nach meinem Tode nur ungern Leid zufügen. Also geht nun ... und vielen Dank."

Rasch zog ich den Korken vom Flakon und stürzte das Gebräu in meinen trockenen Rachen. Eine wohlige Wärme, wie die des Leuchtfeuers, flutete jede Faser meines vom Tode zerfressenen Körpers. Die Rippen unter meiner Haut verschoben sich, griffen knackend ineinander, bis sie wieder ihre ursprüngliche Position gefunden hatten. Verdutzt sah ich auf. "Es schmeckt wie der Sirup der Bäume Astoras."

    • Kommentare (3)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Brugger99 Stille/r Leser/in
        Zitat von JonahParker
        Ich liebe den Schreibstil. Er ist locker und flüssig, ohne flach oder voller Klischees zu sein, dazu schafft er es, sofort zum Greifen echte Bilder zu wecken. Ich hoffe, diese Serie wird noch sehr lange gehen.
        Good Job!
        Zitat von Wutsli
        Sehr gut geschrieben, die Geschichte hat mich direkt gepackt! Freue mich jetzt schon auf Teil 3!
        Herzlichen Dank, freue mich total über euer Feedback 💙
      • Von Brugger99 Stille/r Leser/in
        Zitat von JonahParker
        Ich liebe den Schreibstil. Er ist locker und flüssig, ohne flach oder voller Klischees zu sein, dazu schafft er es, sofort zum Greifen echte Bilder zu wecken. Ich hoffe, diese Serie wird noch sehr lange gehen.
        Good Job!
        Zitat von Wutsli
        Sehr gut geschrieben, die Geschichte hat mich direkt gepackt! Freue mich jetzt schon auf Teil 3!
        Herzlichen Dank, freue mich total über euer Feedback 💙
      • Von JonahParker NPC
        Ich liebe den Schreibstil. Er ist locker und flüssig, ohne flach oder voller Klischees zu sein, dazu schafft er es, sofort zum Greifen echte Bilder zu wecken. Ich hoffe, diese Serie wird noch sehr lange gehen.
        Good Job!
      • Von Wutsli NPC
        Sehr gut geschrieben, die Geschichte hat mich direkt gepackt! Freue mich jetzt schon auf Teil 3!
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